Endlich war es für das Le Gorbitz Robotz - Team, bestehend aus Alwin, 2 x Anton, Benett, Lara, Mika, Nia, Rocco, Paul und mir (Teamcoach Herr Wagner), soweit. Frohgelaunt trafen wir uns früh morgens, um 8:15 Uhr im Hörsaalzentrum der TU Dresden. Begleitet von den Eltern, noch nicht ahnend, welches Drama sich in den nächsten drei Stunden abspielen sollte. Aber erst einmal ging es darum, sich anzumelden und den Vorbereitungsraum in Besitz zu nehmen, den wir uns mit dem Team Banana-Coorporation (Universitätsgemeinschaftsschule Dresden) teilten. Nach der Eröffnung des Regionalausscheides wurde kurz der Forschungsprojektvortrag geübt und dann ging es auch schon zum Testlauf an die Platte. Schon der erste Run zeigte uns, hier stimmt etwas überhaupt nicht. Nicht nur, dass beim ersten Aufgabenmodell (Fahrrinnenwechsel) dieses von der Matte abgerissen wurde, was im Wettkampf eine direkte Disqualifikation zur Folge gehabt hätte, sondern auch, dass kein Fahrwinkel und keine Länge, welche unser Zwergmops fahren sollte, stimmte. Mit realistischen 350 Punkten angereist, lösten sich alle Hoffnungen auf eine gute Robot-Game-Platzierung in Luft auf. Also erst einmal an die Testplatte, um den Grund dafür zu finden, weswegen Zwergmops so einen Quatsch macht. Beim Testen bestätigten sich unsere schlimmsten Vermutungen. Zwergmops hatte einen Motorschaden und noch schlimmer, wir hatten die Runs alle auf einen langsam kaputtgehenden Motor angepasst. Der Ersatzzwergmops fuhr damit genau dorthin, wo wir ihn definitiv nicht gebrauchen konnten. Bildlich gesprochen, pinkelte er den falschen Baum an. Der Frust war groß und ein halbes Jahr intensives Entwickeln, Konstruieren und Programmieren für die Katz oder vielleicht auch Mops. Alles Jammern half aber nichts, wir mussten uns erst einmal auf die Vorträge zum Forschungsprojekt und zum Roboterdesign konzentrieren und diese nochmal üben. In der großen Aufregung vergaßen wir gleich noch ein paar Requisiten für den Vortrag mitzunehmen und ich versielte den HDMI-Adapter, mit dem wir die Präsentation auf den Beamer bringen wollten. Langsam wandelte sich die große Aufregung in Panik. Sollten wir auch in den Präsentationen nichts Brauchbares zustande bringen?
Die Rettung kam in Gestalt eines jungen Juroren, der uns seinen privaten Laptop mit HDMI-Schnittstelle für die Präsentation zur Verfügung stellte. Vielen, vielen Dank dafür Sebastian. Dann ging es los und es wurde im wahrsten Sinne des Wortes fantastisch. Ja, es war sogar eine Meerjungfrau dabei. Ein Juror konnte gar nicht genug davon sehen und fand es schade, dass es schon vorbei sei. Ein anderer, von GlobalFoundries, ließ sich mehrfach den Tauchmops mit dem bionische Flossenantrieb vorführen und meinte: "Der bionische Flossenantrieb wird mich den ganzen Tag lang begleiten". Auch beim Robotervortrag konnten wir mit unserer eigenen Programmier-Scriptsprache punkten und vor allem mit der lockeren, leichten und witzigen Vortragsart. Ich sage nur: "So leicht wie eine Packung passierte Tomaten".
Die Stimmung danach und beim Mittagessen konnte man schon euphorisch nennen und die Anfangsschwierigkeiten waren fast vergessen. Übrigens tauchte der HDMI-Adapter dann doch noch in meiner Hosentasche auf, obwohl ich dort mindestens zehnmal drin gesucht habe. Ehrenwort. An diesen Fauxpas wurde ich dann immer mal wieder im passenden Moment von der Jury mit einem Schmunzeln erinnert. Nach der Juryvorstellung konnte uns niemand mehr aufhalten und alles war möglich, vielleicht sogar eine Nominierung.
Nachdem wir unsere drei Wertungsläufe an der Platte hinter uns gebracht hatten, über das Ergebnis breiten wir mal den Mantels des Schweigens, wurde uns von den Veranstaltern mitgeteilt, dass wir das Forschungsprojekt im Audimax, vor allen Teams und Zuschauern, vorstellen dürfen. Die Freude darauf kannte keine Grenzen und ließ keinen Platz für Zweifel, ob man das vor so vielen Leuten überhaupt ordentlich über die Bühne bringen kann. Auf einer Welle purer Euphorie konnten wir das Publikum begeistern. Danach waren erst einmal die Halbfinals und das Finale der besten Robot-Game Teams dran, welches manosapiens klar gewinnen konnte. Währenddessen stieg die Anspannung und Vorfreude auf die Prämierungen der einzelnen Kategorien. Unausweichlich näherten wir uns dem Punkt, der für uns unvergesslich in Erinnerung bleiben sollte. Und dann war es soweit, die Spannung war fast mit den Händen zu greifen. In der ersten Kategorie, Forschung, wurden wir auf die Bühne gerufen. Was für ein unglaublicher Jubel und wir bekamen auch noch den Pokal. Eine Mama stellte daraufhin das Atmen fast ganz ein und es sollte so weitergehen. Wir wurden auch noch in den Kategorien Roboterdesign und Grundwerte nominiert. Wir konnten es nicht glauben, was für ein Wahnsinn. Nachdem der Robot-Game Pokal vergeben wurde, stand nur noch die Gesamtwertung aus. Die ersten beiden Teams würden sich für den Qualifikationswettbewerb, für das D-A-CH-Finale der besten Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, qualifizieren. Mit den wenigen Punkten an der Platte, brauchten wir da leider nichts erwarten.
Und so kam es, dass die EGT-Runners auf den 3. Platz landeten und das zweite Team mit den Worten angekündigt wurde: "Wer jetzt hier aufgerufen wird, muss in gut 12 Stunden wieder hier stehen und kann nicht ausschlafen." Und so unglaublich es klingen mag, wir, Le Gorbitz Robotz, wurden aufgerufen. Jetzt brachen alle Dämme, Nia konnte ihre Freudentränen nicht mehr zurückhalten, so überwältigt war sie. Ihr Bruder versuchte sie auf der Bühne ein wenig zu beruhigen. Eine Mama stöhnte auf, dass jetzt der ganze Sonntag umgeplant werden muss und ich hatte auch irgendetwas ins Auge bekommen und konnte es einfach nicht begreifen. Ich hatte doch schon die Requisiten auseinander genommen.
Immer noch den Vortag verarbeitend, trafen wir uns alle überglücklich am Sonntag wieder. Zusammen mit 18 Teams aus dem Norden und Osten von Deutschland ging es um nichts Geringeres, als unter die ersten 4 Teams zu kommen und damit ein begehrtes Ticket zum FLL D-A-CH-Finale in Siegen zu lösen.
Wir genossen den Tag und fachsimpelten mit anderen Teams bspw. mit NSW-Robotixx aus Wolfsburg oder den WeRobots aus Cottbus. Einige Teams kamen extra zu uns, um den extrem schnellen Zwergmops zu sehen und fragten auch nach unserer eigenentwickelten Programmiersprache. WeRobots war es auch, die mit ihren Tröten und Trommeln für gute Stimmung sorgten. Was ein Papa von uns veranlasste, seine Zugfanfare aus dem Auto zu holen. Von da an wurden unsere Anfeuerungsrufe von seine Tochter mit lautem Tröten unterstützt.
Kurz gesagt, es war wieder überwältigend und wir konnten mit unseren Vorträgen begeistern und das Forschungsprojekt auf der großen Bühne vorstellen. Wir wurden für das Forschungsprojekt nominiert und bekamen den Grundwerte-Pokal. In der Gesamtwertung wurden wir ganz knapp hinter den GBB-Fit4Future (Bad Freienwalde) 5. und kamen nicht ins D-A-CH Finale. Was ich persönlich gar nicht schlecht finde, ich hätte das mental gar nicht verkraftet. Und wer hier erwartet hat, dass die Geschichte damit endet, dass wir ins FLL-Finale einziehen, dem muss ich sagen, dass dieser Bericht kein Märchen ist, obwohl es sich für uns so anfühlt. Außerdem hätte ich mit "Es war einmal …" begonnen und mit "… dann leben sie noch heute" geendet. So ende ich mit unserem Team-Slogan:
Mit viel Spaß und einem Mops sind wir: Le Gorbitz Robotz!